Die Baubranche steht vor enormen ökologischen Herausforderungen. Aktuell ist sie für 40 % der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich und verursacht allein in Deutschland 55 % des gesamten Abfallaufkommens. Gleichzeitig sind Wohnflächen im Neubau tendenziell groß: Die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung beträgt etwa 92,2 Quadratmeter, während Neubauten eine durchschnittliche Größe von 150 Quadratmetern aufweisen. Diese Zahlen verdeutlichen den massiven Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen Emissionen in der Baubranche. Die Branche befindet sich in einer Schlüsselrolle hin zu einer nachhaltigen Transformation.
Für eine nachhaltige Wende in der Baubranche sind zahlreiche Maßnahmen notwendig.
Zentrale Ansätze umfassen:
Diese Strategien erfordern jedoch erhebliche Anstrengungen und Anpassungen – von der Bauplanung über die Bauausführung bis hin zur Auswahl der Materialien.
Ein grundlegendes Problem im nachhaltigen Bauen liegt in den Kosten. Der Umstieg auf umweltfreundliche Materialien und Bauweisen ist oft mit höheren Ausgaben verbunden, die derzeit nur von einem Teil der Gesellschaft getragen werden können. Viele Bauherr*innen greifen aufgrund dieser höheren Kosten weiterhin auf herkömmliche Baustoffe wie Beton und Ziegel zurück, da sie preisgünstiger sind. Wärmedämmverbundsysteme aus fossilen Materialien und schadstoffbelastete Isolierungen sind ebenfalls eine kostengünstigere Wahl und daher weit verbreitet.
Die Politik zeigt bislang nur begrenztes Engagement, um eine ökologisch nachhaltige Bauweise für alle Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Es bedarf wirtschaftspolitischer Maßnahmen, um fossile Rohstoffe finanziell unattraktiver zu machen, sei es durch Besteuerung dieser oder durch Subventionen für nachwachsende Rohstoffe. Eine umfassende Reform dieser Mechanismen könnte dazu beitragen, die Preisschranken nachhaltigen Bauens zu senken und es breiteren Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen.
Die Transformation der Baubranche wird zudem durch konservative Strukturen erschwert. Durch Lobbyarbeit großer Bauunternehmen und die bevorzugte Verwendung etablierter Bauweisen und Materialien wird es neuen, umweltfreundlicheren Ansätzen erschwert, sich zu etablieren. So ist es beispielsweise häufig komplizierter, Schraubfundamente anstatt einer Betonbodenplatte zu verwirklichen.
Ebenso zeigen viele Architekturbüros und Bauunternehmen wenig Bereitschaft, von bewährten Materialien wie Beton und Plastik abzurücken. Es fehlt an staatlicher und föderaler Unterstützung, um nachhaltige Bauprojekte zu fördern und damit innovative Bauweisen auf dem Markt zu etablieren.
Die Vorstellung, dass es ausreicht, lediglich auf Siegel wie FSC, Blauer Engel oder PEFC zu achten, greift leider zu kurz und lenkt vom eigentlichen Kernproblem ab. Ein Dämmstoff aus Mineralwolle mit dem Blauen Engel steht nicht automatisch für ein sozial oder ökologisch nachhaltiges Produkt. Vielmehr sind Faktoren wie die Regionalität und die Wahl des Materials entscheidend. Produkte, die in der Herstellung einen hohen Energieverbrauch haben, können grundsätzlich nicht nachhaltig sein.
Alleine die Eintragung von Baustroh in die Liste der förderfähigen Dämmstoffe hat jahrelange Arbeit und Zeit gekostet. Nun ist der Baustoff neben z. B. Steinwolle als nachhaltiger Baustoff gelistet. Die Auflistung von vielen umweltschädlichen Materialien in der Liste ist nur ein weiterer Beweis der starken Lobbyarbeit in der Branche.
Auch politisch und branchenspezifisch eingeführte Siegel, die der Orientierung zur Nachhaltigkeit von Gebäuden dienen sollen, bieten oftmals zahlreiche Schlupflöcher. Diese Labels bewirken in vielen Fällen eher eine Art „Gewissensberuhigung“ für die Verbraucher*innen, anstatt wirklich nachhaltige Veränderungen zu fördern. Selbstverständlich sind kleine Schritte in Richtung Nachhaltigkeit sowie das Bestreben, durch Siegel mehr Transparenz zu schaffen, durchaus positiv zu bewerten. Doch dies darf nicht dazu führen, das Thema mit einem simplen Häkchen als erledigt abzutun. Greenwashing ist hier wie in vielen anderen Bereichen allgegenwärtig.
Es braucht daher ein tiefgreifenderes Verständnis von Nachhaltigkeit, das über bloße Zertifikate hinausgeht und auf eine tatsächliche Veränderung der Produktion und des Verbrauchs abzielt.
Unsere Vision für die Baubranche setzt auf Verantwortung, Innovation und Zugänglichkeit. Wir sind fest davon überzeugt, dass nachhaltiges und gesundes Bauen für alle ermöglicht werden sollte - unabhängig vom Einkommen. Unsere Ziele sind daher:
Um einen konkreten Beitrag zur nachhaltigen Wende in der Baubranche zu leisten, setzen wir auf folgende Maßnahmen und Bauprinzipien:
Wir wählen Baumaterialien mit größter Sorgfalt und achten darauf, dass sie diffusionsoffen, schadstofffrei und recyclebar sind. Auch die Herkunft der Materialien ist uns wichtig: Wo möglich, setzen wir auf regionale Produkte, um lange Transportwege zu vermeiden und die lokale Wirtschaft zu stärken.
Wir statten unsere Gebäude mit Solarflächen auf Dächern und Wänden aus und bieten auch Gründächer an, die einen positiven Einfluss auf das Mikroklima haben. Diese Maßnahmen machen unsere Gebäude resilienter gegenüber Klimaveränderungen und steigern ihre Energieeffizienz.
Wir reduzieren die Bodenversiegelung, indem wir auf alternative Fundamentierungen setzen, wie Schraubfundamente, und Tiny Houses auf Anhängern entwickeln. Dies schützt die Böden und erhält natürliche Lebensräume.
Wir verzichten bewusst auf Materialien, die Sondermüll erzeugen oder während der Nutzung chemische Schadstoffe freisetzen. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, Gebäude zu schaffen, die auch für kommende Generationen sicher und umweltfreundlich sind.
Nachhaltigkeit beginnt beim bewussten Umgang mit Ressourcen. Wir planen Wohnflächen so effizient wie möglich, sodass die Wohnfläche den tatsächlichen Bedarf widerspiegelt. Durch durchdachte Raumkonzepte sparen wir Material und Energie und schaffen trotzdem komfortablen Wohnraum.
In Anbetracht zunehmender Extremwetterereignisse legen wir Wert auf klimaresiliente Baukonzepte. Dazu gehören diffusionsoffene Wandaufbauten, die für ein gesundes Raumklima sorgen, sowie Dachbegrünungen und ein durchdachtes Wassermanagement.
Durch diese praktischen Maßnahmen tragen wir aktiv dazu bei, die Baubranche umweltfreundlicher und sozial gerechter zu gestalten. Wir verstehen uns als Teil der Lösung und gestalten die Transformation zu einem nachhaltigen Bauwesen mit gezielten, zukunftsorientierten Schritten.